Donnerstag, 11. Oktober 2007

Warum nicht ...!?

Ich hatte mal erwähnt, das ich euch hin und wieder über meine neusten literarischen Erlebnisse berichten würde. Noch immer beschäftige ich mich mit der Literatur der Native Americans und zwei Ansichten, die innerhalb dieser Kulturen existieren, faszinieren mich ganz besonders. Da ist zum einen "Warum nicht?" anstatt "Warum?": "The whole difference between Native people and White people can be summed up in that one, single three letter word. 'Why?' White people are so preocupied with why everything works. Why was the universe created? Why is the sky blue? Why do dogs drool when you ring a bell? 'Why' is their altar of worship. Their whole civilization is based on finding out why everything does everything. [...] 'Why not?' That's it. That's the answer. Why was the universe created? Why not? Why do leopards have spots? Why not? ... Instead of asking yourself 'why', you should try 'why not.'" - Ja, natürlich, es ist gut zu hinterfragen, denn hätten das Kopernikus, da Vinci und Co nicht getan, wo wären wir dann heute? Andrerseits hat diese "Why not" - Sichtweise doch auch seine Reize, sie scheint entspannter, gelassener, spontaner ... .
Die zweite Sichtweise, die ich mit euch teilen möchte, ist der Glaube dieser Kulturen (Native American), dass die Welt eben nicht vollendet ist, nicht geradlinig, sondern krumm, dass es nicht die eine Schöfpung gibt, sondern dass sie sich immer wieder neu erfindet. Ich mag diesen Gedanken. Er erlaubt eine zweite, dritte und vielleicht sogar vierte Chance. Auch diese Idee birgt ein Gefühl der Gelassenheit.
Für einen Tag nach Algonquin fahren, trotz negativer Wettervorhersagen und dem Entsetzen diverser Kanadier, dass man doch nicht für einen Tag nach Algonquin fahren kann - Warum nicht? Genau das haben wir letzten Samstag in Angriff genommen und was dabei raus kam, hab ich auf zahlreichen Fotos dokumentiert. Der Ausflug hat sich gelohnt, trotz dreieinhalb stündiger Anfahrt und Nieselregen. Die Farben hätten lebendiger nicht sein können und zum krönenden Abschluss hat uns sogar ein Hirsch mit prächtigem Geweih vom Straßenrand aus begrüßt, oder sollte ich besser sagen, uns eine gute Nacht gewünscht!? Wir sind hier in Toronto gegen 8 Uhr aufgebrochen. Nach einem kurzen Stop im letzten Tim Hortons (original kanadischer Fast Food Bäcker, aber erschwinglich) haben wir das übrige Tageslicht für eine kleine Wanderung genutzt, die uns an Seen und Flüssen vorbei durch einen kunterbunten Mischwald geführt hat. Statt Sonne haben uns die grell gefärbten Blätter ausreichend Licht gespendet. Gegen 17 Uhr ging es weiter nach Kingston und von dort aus haben Raquel und ich den Bus zurück nach Toronto genommen, wo wir bei 30°C von heftigen Schauern empfangen wurden, im Financial District, die Atmosphäre hätte kaum besser sein können. Nachdem ich Torontos Times Square (jedenfalls erinnert mich Yonge-Dundas Square an New Yorks Times Square) bewundert habe, ging es ab nach Hause. So gegen 0.30 Uhr gabs dann noch eine heiße Schokolade - warum nicht!?
Montag abend haben wir ganz spontan ein Thanksgiving Dinner bei uns veranstaltet. Eine abwechlsungsreiche Mischung an guten Bekannten hat es sich (hoffentlich) schmecken lassen, obwohl sich der Appetit bei 30°C (oh ja, das im Oktober in Toronto - warum nicht!?) eher in Grenzen hielt. Umso besser für uns, wir durften uns für den nächsten Tag das Kochen sparen. Natürlich ging dieses Dinner nicht bis spät in die Nacht, schließlich hieß es früh aufstehen. Ich hatte am Dienstag meine erste kleine Präsentation: mein Eindruck und einige Fragen zu Thomas Kings Green Grass, Running Water. Zu meiner Überraschung gab es im Roman auch eine Connie und die äußerte folgendes: "Man's a nice thing to have around but so's a dishwasher". Also, für all die Frauen da draußen mit gebrochenen Herzen, vielleicht hilft das ja zur Beruhigung! Das Buch enthält jedoch weitaus mehr. Humor an allen Ecken und Enden, gleichzeitig aber auch ernste Themen, über Demokratie und die Macht der Eliten, über den Bau von Staudämmen und die Zerstörung von Siedlungen, über Weiße und Natives, über Kanadier und Amerikaner. Das Buch ist derart reichhaltig, dass es wohl nur der Autor selbst in seinem ganzen Ausmaß versteht. Und ich bin stolz darauf, eben diesen life erlebt zu haben und das mein Buch (was ich gebraucht erworben habe) jetzt seine Signatur enthält (somit dürfte der Wert um einiges gestiegen sein :-)

Heute hatten wir eine kleine Feier in unserer Lab, zu Ehren von Ellen Bialystok (die Leiterin unserer Lab). Sie hat gerade eine riesige Summe an Forschungsgeldern erhalten, die ihre Forschungsprojekte rund um die Thematik Zweisprachigkeit für die nächsten fünf Jahre sichert. Der heutige Empfang war eine gute Gelegenheit, mit meinen Kolleginnen und Kollegen (Männer sind bei uns in der absoluten Minderheit) zu plaudern und viel neues dazu zu lernen.

Aus dem inzwischen etwas kühlerem Toronto grüße ich euch herzlichst. Meine Blog-Einträge mit der aktuellen Wetterlage abzuschließen, stört hoffentlich niemanden! Ich sage nur, warum nicht!?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hi Conny,
vielleicht gibt es deshalb bei uns keinen dishwasher. :-)

Gruß Marina