Da ich eine erste Anfrage hinsichtlich des Dokumentarfilms erhalten habe, dachte ich, noch einmal kurz ins Detail zu gehen. Eigentlich könnte ich schon wieder eine ganze Geschichte über meine Dokumentarfilmerahrungen der letzten Wochen machen, aber ich werde versuchen, mich kurz zu fassen. Die Doku, für dich ich übersetze thematisiert deutsche Identität und inwiefern sich seit der Fußball WM 06 etwas verändert hat. Der Protagonist ist Markus, ein HU Student und Freund des Regisseurs. Markus verweigert nicht unbedingt seine deutsche Identität, aber aufgrund bestimmter geschichtlicher Ereignisse lehnt er es ab, Flagge zu zeigen. Im Kontrast dazu zeigt der Film Ausschnitte eines Interviews mit einem NPD-Mitglied, das dazu aufruft, dass wir unsere Schuldneurosen endlich ablegen. Weitere Interviews wurden geführt, u.a. mit einer Bundestagsabgeordneten, die türkischer Herkunft ist, sowie mit meinem Chef, Mark Webber, ehemaliger Leiter des Canadian Centre for German and European Studies und Experte im Bereich Holocaust Education. Und mitten drin die Fußball WM 06 und gold, rot, schwarz - überall.
Ich muss gestehen, ich persönlich hatte es satt: schon wieder Nationalsozialismus. Viel mehr interessieren mich der kalte Krieg und das geteilte Deutschland, schließlich ist diese Geschichte relevant für meine eigene Biografie. Aber dank des Film und eines anderen Dokumentarfilms, den ich euch wärmstens empfehlen kann, ist mir bewusst geworden, dass dieses Thema absolut relevant ist. Es wird allerdings Zeit, sich diesem Thema von einer anderen Seite zu nähern! Wir sollten das Erbe des Nationalsozialismus behandeln, anstatt der Endlosschleife mit den stets grausamen Fakten, deren wir uns doch bewusst sind. Bevor ich es vergesse, der Dokumentarfilm, der das auf beeindruckende Weise versucht, heißt: "2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß" (von Malte Ludin): http://www.critic.de/index.pl?aktion=kritik&id=178 Viel spannender ist es zu beobachten, welche psychischen Schäden dieses Regime verursacht hat, sowohl auf Opfer- als auch auf Täterseite. "2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß" porträtiert die Kinder eines Täters. Eine interessante und unglaublich ästhetische Familie, die dem Beobachter hier vorgestellt wird! An dem Abend, als man uns den Film präsentiert hat, gab es zunächst einen Vortrag eines renomierten Psychologen, der seine Erfahrungen mit Kindern ehemaligen jüdischen Gefangenen geschildert hat. Seine eloquente Rede hat uns darüber informiert, wie präsent das Erbe der Nazis auch auf Opferseite ist.
Versteht mich bitte nicht falsch: ich halte es für absolut notwendig, auch die traurigen Fakten zu unterrichten, aber wir sollten über den Tellerrand schauen und endlich einen Schritt weiter gehen.
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